Tagebuch

Montag, der 10. August 1998
Zugfahrt
Durch eine, nicht gerade harmonisch-klingende Triangel wurde ich gegen 7.00 Uhr aus dem Schlaf gerissen, was nicht gerade vorteilhaft war, wenn man den gestrigen Abend betrachtet. Nachdem ich mich dann noch einmal umgedreht hatte, um zwei weitere Stunden zu schlafen, hieß es dann um kurz vor neun "fertigmachen zum Frühstück". Für mich persönlich hieß das. "Schlafhose aus - Jeans an". Und schon ging es los gen Speisewagen. Dort begrüßte mich dann erstmal der kapitalistischte Inder, den ich je getroffen habe (der von uns liebevoll "Vishnu" getauft wurde), mit einem c-lichen "Guten Morgen". Kredenzt wurden uns, am nicht gerade sauberen Tisch, mit "Liebe" zubereitete Burger, auf denen je Bacon und Käse, aber auch ein Spiegelei lagen. Nach diesem durchaus sättigendem Frühstück ging es dann zurück zu Wagen 11 Quartier A. Ich packte meine 7-Sachen und lag noch etwas auf der Liege mit Blick gen Fenster. Vorbei an bekannten Orten wie Dallas oder Denver, die man eben auch in Südafrika finden kann, sah ich dann viele sogenannte Squatter-Camps, die mir verrieten, Sebashan, du bist an deinem eigentlichen Domizil angekommen. Als der Zug dann fünf Minuten später auf dem Jo'burger Hauptbahnhof hielt, wurden hektisch alle Gepäckstücke ausgeladen, denn der Zug, so wurde mir gesagt, fährt bzw. fuhr weiter nach Kapstadt. Über eine Rolltreppe, die natürlich nicht funktionierte, wie soll es auch anders sein, gelangten wir dann in die riesige Halle, wo wir auf den Bus warteten, der uns wieder nach Soweto bringen sollte. Nachdem Hannes & ich unseren sich anbahnenden Hunger mit einem "Magnum" zeitweilig gestillt hatten, kam unser aller Poet & Führer Adolphus zu mit und fragte mich, ob ich denn nicht mal ein "Rave-Event" in Südafrika sehen wolle. Etwas verdutzt ging ich dann mit Adolphus, Enoch und dem Waidmann (Hannes) quer durch die riesige Halle, bis uns Musik à la loveparade um die Ohren schmetterte. Halb tanzend, halb stehend sahen wir uns an, wie Techno in Südafrika gefällt. Als es dann Zeit war, zurück zur Gruppe zu gehen, bemerkte man, daß so gut wie 50% der Gruppe bereits hinter einem standen. Anyway! Wir gingen zurück zum Sammelpunkt, schnappten uns unsere Gepäckstücke und gingen zu den bereits wartenden Bussen. Unser Gepäck wurde vom Pick-Up mitgenommen und wir konnten uns aussuchen, ob gelber oder weißer Bus. Ich entschied mich für den Gelben, da ich Lust hatte, mich mit unseren "afrikanischen Freunden" zu unterhalten. Gegen 14 Uhr trafen wir dann im YAC ein. Der "Regenbogen" wurde, wie auch die Bank, von müden Menschen sofort belagert. Einige jedoch waren anscheinend der Meinung, sie müßten sofort arbeiten, was mich etwas verwunderte, denn die Stimmung war meiner Meinung nach etwas gedrückt, jedoch wurden unsere "Workolics" toleriert, und sollten nach dem Eintreffen des Gepäcks auch Nachahmer finden. So wurde dann damit begonnen, dem Regenbogen zu seiner Farbe zu verhelfen, Holzbretter für den Bau des Zaunes vorzubereiten und der Figurengruppe ein etwas menschlicheres Aussehen zu verschaffen. Ich "arbeitete" mit Jean-Luc alias Peter Potz in einer Gruppe. Wir arbeiteten so toll, daß wir morgen damit beginnen können, den eigentlichen Zaun zu bauen. Das Abendbrot, wollen wir es einfach mal Abendbrot nennen, fiel so aus, daß wir viel zu scharfe Stullen mit Käse aßen. Um die Würze dieser Weißbackhälften zu bändigen, kam es zu einem enorm hohen Cola & Sprite Konsum. Danach verriet mir unser alter Heinz, daß wir morgen erst um 6 Uhr aufstehen müssen. Naja, mal sehen, was der morgige Tag für uns alle bringt. Ich leg' mich jetzt hin und schlafe. Dann mal Gute Nacht! "Kaaschi" (Sebastian Kaasch)