Tagebuch

Freitag, der 24. Juli 1998
Rundafahrt durch Soweto
Es war verabredet, daß die Jungs um 6.30 aufstehen und dann für die Mädchen Frühstück machen. Leider haben wir verschlafen. Um 7.00 sind wir aber aufgewacht. Die Mädchen kamen auch schon teilweise an. Aber egal. Hier gehen die Uhren halt anders. Der Container war auch noch nicht da. Nun gut. Nach dem Frühstück mit dem Bus eine Rundfahrt durch SOWETO. Es sind unterschiedliche Wohnviertel, die sich in ihrem Standard erheblich unterscheiden. Gehobene Mittelschicht, arme Häuser und Wellblechhütten-Gebiete. In den Wellblechhüttendörfer leben die Ärmsten der Armen. Sie haben maximal am Tag eine warme Mahlzeit - Hirsebrei, eine Handvoll. 1. Station: war die Besichtigung der größten kath. Kirche Südafrikas "Regina Mundi" (Königin der Welt). 1976 hatte die Polizei die Kirche gestürmt. Hier war ein Zentrum des Widerstandes. Die Priester waren Weiße. Bischof Tuto, Biko, Mandela, Zicki auf einem großen Wandbild. Der Altar wurde mit einer Pistole zerschlagen. Es wurde in die Decke geschossen. Die Priester beschützten die schwarzen Studenten. 2. Station: Großer Park von SOWETO. Ausgedehnte Parkanlage mit alten Wehranlagen und einem Turm. Von dort hatte mein eine gute Aussicht auf SOWETO und fast bis Johannesburg. Hinter dem Kraftwerk war der Air-Port sichtbar. Die Dächer der Häuser von Soweto waren alle bunt. Die ehemalige Regierung hatte das angeordnet, damit die Touristen ein lustiges, buntes Bild von der Stadt hatten. ZULU-Tänzer führten in einem kleinem Zentrum historische Tänze ihres Stammes vor. Schöne Bewegungen, schöner Körper zu lauter Trommel-Pfeif-Musik. Die Lautstärke war ohrenbetäubend. 3. Station: Stadtbezirk Orlando. Es ist der Bezirk in dem die Meisten Politiker leben. Bischof TUTO, Winni Mandela und Nelson Mandela. - Hector Peterson Memorial. Gedenkstätte des 16. Juni 1976. Es war der offizielle Beginn des Widerstandes. Schüler und Studenten marschierten auf der Straße und protestierten gegen die Apartheid. Die Demonstration wurde blutig durch die Polizei der weißen Regierung niedergeschlagen. Das erste Opfer war Hector Peterson. Es ist eine Gedenkstätte. In der Mitte ist eine kleine eingefaßte und bepflanzte Grabstätte mit Gedenkstein für die Helden und Heldinnen des 16. Juni 1976. Um diese Gedenkstätte stehen ca. 10 weiße Container mit einer Fotodokumentation von Peter Magubane. Es sind Aufnahmen die die schreckliche Grausamkeit der Apartheid-Regierung und die eiskalte Unterdrückung der Schwarzen belegen. Bei dem Aufstand kamen viele ums Leben. Die meisten Opfer waren Schüler. Das erste Todesopfer war Hector Peterson. Das Foto, als sein Vater die Leiche seines leblosen Sohnes im Arm hält, ging um die Welt. - Wohnhaus Nelson Mandela. In diesem Haus wohnte Nelson Mandela und seine ehemalige Frau Winni. Es ist ein typisches kleines Haus mit Garten und Garage. Natürlich ist auch eine hohe Mauer um dieses Haus. Die Einrichtung ist original. Mandela wohnt heute nicht mehr dort. Das Haus ist eine nationale Gedenkstätte mit südafrikanischer Fahne und Gift-Shop. - Kommentar: leider hatten wir in beiden nur je 10 Minuten Zeit. Mit dem Bus fuhren wir in die Missionsstätte zurück durch Orlando vorbei am Wohnhaus von Winni Mandela und Bischof Tuto. Um 14.30 Uhr kamen wir an. Heinz und der Container waren noch nicht da. Er steht im Zollbereich von Johannesburg. Man benötigt immer neue Papiere. Man will 3500,- Rand von uns als Steuer. Der Lunch war sehr gut. Der Nachmittag war langweilig. Wir hoffen, daß der Container bald kommt. Sam berichtete über die Zeit der Apartheid. nach dem Abendessen kamen viele Jugendliche ins Zentrum. Wir wurden nach unseren Eindrücken gefragt. Haupteindrücke waren - der viele Müll - keine Fahrräder Diskussionsrunde über Apartheid und Arbeitslosigkeit. Afrikanisches Essen; Würstchen, Gemüse, Hirsebrei. Alles mit den Händen gegessen. Der ganze Kirchplatz war voller junger Menschen, schwarz und weiß gemischt. Viele Gespräche. Einstiegsthema war oft Fußball für die jungen Schwarzen. Gegen 10.00 gingen wir zu Bett. Gespräch mit Abi über Jugendkriminalität und Schulen. Zwischendurch fielen ein paar Schüsse. Zugekiffte Jugendliche, die außerhalb vorbeigingen, haben ein bißchen rumgeballert. Klaus-Peter Gust