Tagebuch

Sonntag, der 5. August 2007
Der Auftakt
Am Sonntagmorgen fand der feierliche Auftakt des Regenbogenprojekts in der Liebfrauenkirche in Jüterbog statt. Den Abend vorher hatten die jungen Leute schon Gelegenheit, sich beim Go-Kart fahren und Grillen kennen zu lernen. Diese Möglichkeit nutzten sie auch um das traditionelle Regenbogenlied „Lasst uns gehen in das Licht des Herrn“ einzuüben und auch gleich eine weitere Strophe, die spanische Version, hinzuzufügen. Das Lied wurde mit deutscher Euphorie von den Regenbogenbauern im Gottesdienst vorgesungen und mit deutscher Euphorie von den Gottesdienstbesuchern aufgenommen. Aber wir haben ja jetzt noch zwei Wochen Zeit zum Üben, vielleicht schaffen wir es ja noch irgendwann mitzutanzen oder wenigstens die Zuhörer zum Mitklatschen zu bewegen. Nach dem Gottesdienst und einem kleinem Gemeindekaffee machten wir uns auf Richtung Norden, hin zum schönen Plön. Die gute Stimmung wurde ein wenig gedämpft durch viele kleine und größere Staus auf dem Weg nach Hamburg. Ganz Berlin hatte sich wohl auf den Weg in die Sommerfrische gemacht. Doch, gut Ding will Weile haben, letztendlich sind wir doch noch heil gelandet und wurden auch gleich mit einem reichhaltigem Abendbrot empfangen. Dieses Essen lässt auf zwei vielversprechende, kulinarische Wochen schließen. Auch wenn es ein bisschen schade ist, dass die Kreativität der Regenbogengruppe in diesem Bereich durch die Vollverpflegung ein bisschen eingeschränkt ist. Aber natürlich beschwert sich niemand, dass der Abwasch für 30 Leute nun wegfällt. Nach dem Abendbrot, einer ersten Lagebesprechung und der Zimmeraufteilung sind wir in die Kapelle gegangen, zur Abendandacht. Doch bevor es zu diesem besinnlichen Abschluss des Tages kam, galt es noch eine letzte Aufgabe zu bewältigen: ein Paraguayer/in und ein Deutsche/r sollten sich finden und nach eingehenden Gesprächen den anderen in der Gruppe vorstellen. Hauptaugenmerk lag dabei auf der Familie, bis hin zu Großeltern und Urgroßeltern. Interessant war, dass die persönlichen Familiengeschichten der Paraguayer viel mit Vertreibung, Flucht und Exil zu tun hatten, aus den unterschiedlichsten Ländern Europas und Asiens, meist in Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg. Eine Sache, die für die Europäer der Gruppe nie so die Rolle gespielt hat, obwohl auch hier viele Groß- oder Urgroßeltern aus Schlesien oder Ostpreußen kommen. Es scheint, als könnte das ein Leitfaden des diesjährigen Projekts werden. Stand das letzte Projekt in Südafrika noch unter dem Stern der Trennung – zwischen Arm und Reich, Nord und Süd, Weiß und Schwarz – werden wir uns dieses Mal mehr mit der Geschichte – wer sind wir, wo kommen wir her, wo gehen wir hin – beschäftigen. Nach dieser kleinen Einführung in das Leben der Anderen ging es nahtlos in die Abendandacht über. Den ersten Teil haben wir damit verbracht, noch ein Lied zu lernen, zum Glück nur zweizeilig. Das lässt darauf schließen, dass wohl auch hier in den nächsten Tagen noch weitere Strophen in weiteren Sprachen dazukommen. Schließlich müssen wir unserem Ruf als internationales Projekt gerecht werden. Es ist zu verlockend – der See hinter der Regenbogenbaustelle lädt geradezu dazu ein, den Rest des Abends in traditioneller Regenbogenweise zu verbringen – in der Gruppe, mit vielen Gesprächen und Gelächter. Allerdings werden wir damit vermutlich den Jahresumsatz von Autan kräftig steigern; die Mücken scheinen nur so auf uns gewartet zu haben.