Tagebuch

Dienstag, der 19. Juli 2005
Besuch in Tambisa, im Children and Family Welfare Center
Nachdem Gespräch mit den „Grapes“ über ihre Erfahrungen im Hospiz St. Francis hatten wir (= Jabo, Jan, Selina, Anna) schon ein mulmiges Gefühl als wir heute (19.7.) an der Reihe waren, nach Tambisa, in das Hospiz und Children and Family Welfare Center zu fahren. Die Erzählungen der anderen waren uns noch lebhaft in Erinnerung.
Auf dem Weg dahin wurden uns die starken Gegensätze Südafrikas vergegenwärtigt. Auf der einen Straßenseite konnte man viele schöne, alte, mehrstöckige Häuser sehen, wie die meisten natürlich gut gesichert. Die andere Seite wurde von lose zusammengebastelten Wellblechhütten gesäumt, die nicht aussahen, als ob sie den nächsten Sturm überstehen würden. Die Bewohner dieser sogenannten „Checks“ nahmen jede Gelegenheit wahr, Geld zu verdienen, indem sie sich an den Straßenrand stellten und als Tagelöhner hofften, Erfolg zu haben. Da war das Children Center wie eine Oase in der Wüste. Das Hauptgebäude war wie ein Kinderheim, 80 Kinder bis zu 21 Jahren die aus unterschiedlichen Gründen aus ihren Familien genommen wurden, wohnen dort. Viel Wissenswertes konnten wir durch eine Führung von Mrs. Bedima erfahren, die Direktorin des Centers, zum Beispiel, wie das Center versucht das Defizit von dem Geld, das sie vom Staat bekommen und dem, was sie wirklich brauchen, auszugleichen. Außerdem durften wir bei den Kindergarten- und Preschoolkindern kurz reinschauen um „Hallo“ zu sagen. Viel Zeit um mit ihnen zu spielen blieb uns leider nicht, es ging gleich weiter in das Hospiz, das Gebäude, in dem die HIV positiven Kinder untergebracht sind. Auch hier wurden wir erst herumgeführt, besuchten unter anderem einen schwer kranken Jungen im Krankenzimmer, der uns nur mit großen Augen ansah. Es war schwer zu akzeptieren, dass wir nicht viel mehr für ihn machen konnten, als ihm über den Arm zu streicheln. Dann hatten wir die Gelegenheit, mit einigen der Kinder, die nicht gerade in der Schule waren, zu spielen. Die Kleinen nahmen uns sofort freudig mit einer Umarmung als Begrüßung auf. Besonders beliebt waren unsere Ringe, Uhren, Armbänder und Haare, die einfach ein wundervolles Spielzeug abgaben. Anfangs waren sie zwar noch ein wenig still, doch als wir „warm“ miteinander wurden, war der Raum von fröhlichem Kindergelächter erfüllt, wie in einem „richtigen“ Kindergarten. Von der bedrohlichen Krankheit war nicht viel zu merken, die Vorstellung, dass sie vielleicht bald sterben könnten unwirklich. Daher war bei uns hinterher auch nicht so eine bedrückte Stimmung wie bei der Gruppe vom Vortag festzustellen, auch wenn sie nicht im gleichen Hospiz waren. Für uns war es ein schöner Tag mit den kleinen Kindern, das Kindchenschema hat mal wieder gewirkt. Wer kann so großen Augen auch widerstehen?