Tagebuch

Dienstag, der 4. August 1998
Weckmethoden
Der Morgen fängt an wie jeder andere. Die Spätaufsteher werden brutal von einigen Frühaufstehern aus dem Schlaf gerissen. Klaus geht heute schrittweise und methodisch vor. Zuerst ruft uns der übliche Weckruf aus dem Land der Träume. Weil dieser, wie jeden Morgen, nicht die gewünschte Wirkung zeigt, steht Minuten später Mirco im Zimmer und singt "Im Frühtau zu Berge". Während Protestrufe laut werden, versuchen die letzten Hartnäckigen ihren Widersachern mit trotzigen Einschlafversuchen zu widerstehen. Sinnlos. Kaum ist Mirco verschwunden, schallt das Radio unbarmherzige Klänge in den Schlafraum. Jeder Widerstand ist gebrochen. Die ersten Langschläfer sammeln ihr Waschzeug und reihen sich in die Badezimmerschlange ein. Auch ich erhebe mich ächzend von meinem Lager. "Elend", denke ich "Luftmatratze schon wieder platt." Nachdem ich alle Knochen wieder eingerenkt habe, begebe ich mich in die Küche um ins Badezimmer eingelassen zu werden. Als ich die Schlange vor der Tür sehe, entscheide ich mich für die Spüle. Danach begebe ich mich in den Frühstücksraum. Nach Erdnußbutterbroten und Tee erwartet uns eine Standpauke über die Vorkommnisse des vorhergegangenen Abends. Die Anklagepunkte: 1.) Angebliche Feigheit und Lügen 2.) Undiszipliniertes Konsumieren alkoholischer Getränke 3.) Konsum alkoholischer Getränke an nicht genehmigten Orten und 4.) Beseitigung von kaputter Ausrüstung ohne Meldung an die Lagerleitung (hat sich im Nachhinein jedoch alles wieder eingerenkt und entschuldigt). Nach dieser erquickenden Eröffnung des Morgens begaben wir uns dann an die Arbeit. Heute sollte der Rohbau des Regenbogens fertiggestellt werden, weil es am darauffolgenden Tag nach Pretoria gehen soll. Am Abend ist das Ziel erreicht: Der Regenbogen hat alle Bögen außer dem obersten anmontiert bekommen und erreicht damit fast seine vollendete Form. Der Abend ist ruhig und gemütlich. Es wird Tee getrunken, sich unterhalten oder gelesen. Nachdem ich meine Luftmatratze aufgeblasen habe in der Hoffnung, das ich wenigsten auf einer weichen Luftmatratze (ups Wiederholung) einschlafe. lege ich mich in meinen Schlafsack und lausche den ruhigen Gesprächen der Einschlafenden. Uns erwartet am nächsten Morgen eine Fahrt nach Pretoria. Ein weiterer Tag geht zu Ende im South West Township von Johannesburg, Südafrika. Christian Eiken