Tagebuch

Sonntag, der 30. August 1998
Neue Einteilung der Arbeitsgruppen. Oje, der Nussfitbrotausstrich neigt sich dem Ende zu.
Nachdem wir (Tina, Sara, Caroline, Svenja) an den ersten Tagen um 5.30 Uhr und dann um 6.15 Uhr aufgestanden waren (weil unser Busfahrer immer später kam...), gönnte ich mir heute 25 Minuten länger - wow! Trotzdem hatten wir massig Zeit, weil unser Fahrer wieder einmal Verspätung hatte... aber das ist halt die südafrikanische Zeitverschiebung. Schließlich waren wir alle beisammen, die von außerhalb mit unserem Bus kommen sollten: wir vier Mädels, Ulrike, Katrin, Hannes, Sebastian und Axel. So erreichten wir (wieder mal als letzte) das Frühstück im YAM-Center, wo uns ein leckeres Frühstück und eine neue Tischordnung erwartete (Der Spiegel im Nussfitglas sank rapide...). Dann konfrontierte uns Heinz-Joachim mit dem Ergebnis des gestrigen "briefings":
a) Ab sofort übernimmt er die Leitung der Küche mit der Stammannschaft Dorena und Caroline.
b) Die Arbeitsgruppen werden flexibel eingeteilt, so daß weniger am Zaun, aber dafür mehr am Regenbogen mithelfen.
c) Das Essen beginnt ab sofort gemeinsam nach einem Lied und einem Gebet.
d) Die Zeit zwischen Freitagabend und Sonntagabend verbringt jeder alleine in einer Gastfamilie.
e) Ab Sonntagabend schlafen die Mädels im Büro. Die falschen Mädels ziehen in die Garage um.
f) Am Donnerstag soll ein Ausflug nach Pretoria stattfinden.
g) Von Freitagmorgen bis Sonntagnacht geht es nach Kwazulu-Natal. Dieser Plan wird kurzfristig gekippt, falls der Regenbogen noch nicht fertig ist.

h) Am Mittwochvormittag wird der Spielplatz eingeweiht. Dazu soll jemand aus dem Konsulat eingeladen werden.
i) Mittwochabend fliegen wir nach Hause. j) Heute finden zwischen 16 und 18 Uhr discussions statt (...oh je!). Alles in allem schien es wie ein Führungsstilwechsel zu autoritär; naja, schaun mer mal! Um 9.15 Uhr begannen wir dann auch fleißig mit der Arbeit. Alles lief äußerst zügig, da die Aussicht auf Kwazulu-Natal doch sehr anspornend war. So wurden die Metallteile der Schaukel repariert und angebracht und ihre Beine in Regenbogenfarbe bemalt. Die Zaungruppe begann zu mauern. Die Regenbogenleute schälten und polierten Gerüstteile, fertigten die A-Stützen an und stellte mit einiger Kraftanstrengung die ersten Teile in die Löcher, um sie stabil zu verbinden. Für die Bank um den Baum wurden die sechs Seitenteile gesägt, verbunden und geschliffen... und immer wieder, noch länger, die ganze Zeit machten wir uns an irgendwelchen Stämmen mit unzähligen Schäleisen zu schaffen - es lebe der Bizeps (und der Muskelkater...)! Während all dieser Dinge war Heinz-Joachim einkaufen, um nicht nur um 14.30 Uhr unsere hungrigen Arbeitermägen mit Sandwiches zu füllen, sondern auch um "etwas deutsche Kultur" [Zitat) an diesen Ort zu bringen: in Form von Plastiktellern, Gläsern, Klobrillen, Olivenöl und Balsamico-Essig! Während unserer letzten Arbeitsstunde von 15 bis 16 Uhr gelang es Heinz-Joachim auch, die heißersehnte rote Farbe für den Regenbogen zu bekommen. An den Schäleisen ging es derweil recht lustig zu, da deutsche, amerikanische und südafrikanische Witze und Scherzfragen ausgetauscht wurden. Um 16 Uhr endlich Feierabend und "Vitaminschock" (=Apfelsinenpause), bevor eine halbe Stunde später "der Ernst des Tages" begann: discussions! Nach einem Lied und einem Gebet wurden zuerst Eindrücke von der Arbeit gesammelt, die nur positiv waren. Besonders nett war die Feststellung, daß "ladies doing hard work" eine großartige Erfahrung sei... good job, Mädels! Dann diskutierten wir über südafrikanische Umweltprobleme und wie/ob sie zu lösen sind. Es wurden Lösungsvorschläge wie z. B. Workshops gesammelt, aber es war schwierig für uns Deutsche zu erklären, wie wir unsere Umwelt verbessert haben, da die meisten von uns einfach damit erzogen wurden. Die neue Diskussion, ob Deutsche/Südafrikaner nur an materiellen Gütern interessiert seien, wurde aus Zeitmangel verschoben. Klaus schloß die Runde mit einer sehr dramatischen und bewegenden Erklärung des Regenbogens (=Brücke zwischen Nord und Süd), so daß wir eine Viertelstunde später nach einem Lied (aber kein Gebet) an unserem Abendessen saßen. Es gab eine Reispfanne mit dezenter Gemüseeinlage und Ketchup. Da die geschätzt - benötigte Menge die tatsächlich - verzehrte Menge bei weitem überstieg, steht jetzt fest, was es morgen zum Mittagessen gibt... Um 19 Uhr machte sich das heutige Abwaschteam auf in die Küche, während andere es sich mit der Gitarre im Gruppenraum gemütlich machten. Klaus begeisterte mit Reinhard Mey, dem sich Mirco mit Shantys, Deutschrock und Klassikern wie "Knocking on heaven's door" anschloß. Leider verpaßten wir auswärtigen wieder einmal die "Desinfektionsmittel", da wir um 19.45 Uhr zu unseren Gastfamilien gebracht wurden. Hier übergaben wir Charity unser Abschiedsgeschenk (Lübecker Marzipan), tauschten Adressen aus und gingen wie immer erschöpft zu Bett. Svenja Nielsson