Tagebuch

Dienstag, der 7. August 2007
Tratsch am Lagerfeuer
Die Erfahrung anderer Projekte lehrte uns, dass der günstigste Zeitpunkt für die tägliche Andacht nicht früh morgens ist. Noch mit einem Fuß im Bett ist die Sanges- und Betlust der Regenbogenbauer – egal aus welchem Land – eher eingeschränkt. Doch heute haben wir die eiserne Regel der Abendandacht gebrochen; zu Gunsten von Sascha. Für seinen 30. Geburtstag hatte er eine Grillparty mit der Gruppe und seinen Verwandten und Freunden geplant, eine Abendandacht hätte das nette Beisammensein ein bisschen zu abrupt beendet. Also hieß es: morgens aufstehen, für Sascha singen, und den Tag mit einem Gebet beginnen.
Auf dem Bauplatz ging die Arbeit eher schleppend voran. Doch letztendlich stand das Grundgerüst des schönen Bogens und fleißigen Arbeiter konnten mit dem zufriedenem Gefühl, etwas geschafft zu haben, in den See springen, um sich Schweiß und Dreck abzuwaschen. Das Risiko von gefährlichen Zikalien und dem Plöner Hai angefallen zu werden, nahmen sie für eine Abkühlung gern in Kauf. Die Töpfergruppe hingegen wurde das erste Mal mit interkulturellen Differenzen konfrontiert. Bevor die Arbeit an den Tonfiguren beginnen konnte, gab es eine hitzige Debatte über das Motiv. Klar kristallisierte sich hierbei heraus, dass die Paraguayer gern ein wenig Gefühl in die Arbeit bringen und Herzen als das Töpferthema der Gruppe durchsetzen wollten. Den eher kopflastigen Deutschen war dies viel zu kitschig, sie bevorzugten die pragmatische Waage. Eine Abstimmung ergab zwar ein Ergebnis (Herz: 7, Waage: 6) aber keine Entscheidung, so dass im Endeffekt alle der Notlösung Wolke (in der Abstimmung mit 5 Punkten) zugestimmt haben. Das war zwar keine Demokratie, hat aber ein angenehmes Arbeitsklima geschaffen. Abends gab es dann Grillfleisch und ein Lagerfeuer, wo wir die Gelegenheit hatten, Höhepunkte der deutschen und parguayischen Lagerfeuermusik zum Besten zu geben. Einen kleinen Adrenalinkick bekamen wir schon, als die Kinder des hiesigen Jugendpfarrers mit brennenden Stöcken auf unseren, unter Mühen zusammengebauten Regenbogen losliefen und freudig darauf einschlugen. Die Redaktion hatte leider noch keine Gelegenheit, bei Tageslicht eventuell entstandene Schäden zu begutachten, wir bleiben dran. Nun bleibt noch zu erwähnen, dass nach drei Tagen Gruppenleben schon gewisse Tendenzen zu begutachten sind. Einige Regenbogenbauer scheinen das mit der interkulturellen Kommunikation sehr genau zu nehmen, man könnte sagen, sie schäkern gern. Doch da die Liebe zum Nächsten ja eine sehr christliche Sache ist, stehen wir dem Ganzen sehr tolerant gegenüber und freuen uns über den neuesten Klatsch am Lagerfeuer.