Tagebuch

Dienstag, der 19. August 2008
Die Mauer waechst

Pleiten, Pech und Pannen

Dienstag der 19. scheint in Paraguay so etwas wie bei uns Freitag der 13. zu sein. Nachdem uns schon am frühen Morgen der Frühstückstisch mit allem Drum und Dran zusammengebrochen war und sich ein Schwall heißes Wasser über Emus Fuß ergoss, kam es nach dem Frühstück zur wirklichen Katastrophe. Ein Loch im Boden sorgte dafür, dass Sophie es dem Tisch gleichtat. Die Kinder, die gerade Pause hatten und anfangs noch herzlich lachten, erkannten bald den Ernst der Lage und versammelten sich in großer Schar andächtig schweigend um Sophie. Diese konnte nicht mehr auftreten und so machten sich Rolf und Carlotta zusammen mit Sophie und der Krankenschwester des CD auf den Weg ins Krankenhaus. Eigentlich hatten wir Deutschen uns auf lange Stunden des Wartens eingestellt, doch wir fuhren nicht ins einzige staatliche Krankenhaus Ascuncións sondern in ein privates, wo Sophie auf der Stelle versorgt wurde. Dort mussten wir für die Behandlung umgerechnet nur 20€ bezahlen, was hier in Paraguay jedoch sehr viel Geld ist und es sich deshalb viele nicht leisten können, in ein privates Krankenhaus zu gehen. Sie gehen in das staatliche, wo man jedoch sehr lange warten muss und die Qualität der Versorgung sehr viel schlechter ist. Zum Glück war Sophies Fuß nicht gebrochen, die Bänder aber überdehnt. Jetzt haben wir jemanden, der rund um die Uhr auf unseren Aufenthaltsraum aufpassen kann, denn der Arzt verordnete Sophie eine Woche strikte Ruhe und danach zwei Wochen nur geringe Belastung. Derweil wurde auf der Baustelle schon kräftig gearbeitet. Im Laufe des Tages wurden sieben Ladungen Mumpe, angemischt und verarbeitet. An dieser stelle ein großes Lob an Ansgar und Emu, die unter großer Anstrengung fast ganz allein allen Beton angemischt haben. Dank dem unermüdlichen Einsatz vieler Helfer ist die Mauer ein gutes Stück höher geworden und wird wohl heute fertig werden. Dazu hat auch die Küchengruppe beigetragen, die uns mit leckerem Essen zu neuen Kräften verholfen hat. Sie haben sich große Mühe gegeben, Abwechslung in unser tägliches Brötchen-Mittagessen zu bringen. So hatten wir gestern nicht nur Käse und Wurst auf unseren Brötchen, sondern auch noch Ei, Gewürzgurken und Tomate.

Während ein Teil der Gruppe weiter schuftete, begannen manche von uns mit den diesmal selbstdesignten Regenbogenshirts. Kathleen hatte sich eine ganz besondere Art der Batik ausgedacht und so wurden unsere Shirts zu wahren Unikaten. Stolz betrachtete jeder sein eigenes Werk und mit der Zeit wurde man auch immer kreativer. 

Abends gab es dann ein vegetarisches und typisch deutsches Essen: Pellkartoffeln mit Quark und Salat. Mit reichlich Salz schmeckte es dann auch den Paraguayern sehr gut. Es ist eben doch etwas gewöhnungsbedürftig für die sonst so fleischliebenden Südamerikaner.

Nach dem Abendessen setzten wir uns dann zur all abendlichen Andacht zusammen. Thema heute? Der Glaube und wie er unser Leben geprägt und verändert hat. Rolf, Klaus, Abe und Dennis erzählten uns detailliert von ihrem Leben und Glauben. Danach fanden wir uns in 3er bis 4er Gruppen zusammen und diskutierten wie der Glaube uns selbst bisher geprägt hat. Nach einer knappen halben Stunde wurden die Ergebnisse dann in der ganzen Gruppe zusammengetragen und man stellte mal wieder einen Unterschied im Glauben der Paraguayer, Südafrikaner und Deutschen fest. Immer wieder erstaunen uns die Paraguayer, die sich oftmals an die doch teilweise strengen Regeln der Kirche halten, die Südafrikaner dagegen leben den Glauben ganz anders aus. Von Abend zu Abend lernen wir uns alle besser kennen und irgendwie erschraken manche bei dem Gedanken, dass wir ja nun schon Bergfest hatten. So schnell war die Zeit vergangen und mit diesen Gedanken und mit der guten Nachricht, dass der Container wirklich Freitag ankommen wird, ging der Großteil von uns ins Bett um sich für den finalen Tag des Mauerbaus zu rüsten.