Tagebuch

Donnerstag, der 19. Juli 2001
Während ein Teil von uns weiter am Regenbogen gearbeitet hat, haben die anderen zwei Sozialprogramme ("Weed and Seed" und "GED") im South End besucht.
Weed & Seed

Am.... waren wir bei John`s Ex-Frau Linda Miller zu Gast. Sie betreibt fünf Häuser in Albany in denen Kindern geholfen wird. In South-End war früher eine Straße und ein Park, in der bzw. in dem Drogendealer ihr Teufelszeug verkauften. 1996 hat Linda den Park von der Stadt gekauft und den Dealern damit einen Teil ihres Umschlagplatzes genommen. Gegen das Drogenhaus kam sie erst an, als die Bank ihr dies zum Spott-Preis von 20000$ verkaufte. Damit waren die Straße, der Park und das Haus "sauber". In dem Haus befindet sich eine Küche, ein Computerraum, Bücher, Lehrer usw. Linda hat alle diese Sachen in den fünf Häusern selbst(!) bezahlt. Zur Zeit hat sie 16 Mitarbeiter und 52 Kinder unter ihrer Obhut. Sie arbeitet von morgens bis abends nur für die Kinder. Ihre Motivation nimmt sie aus den Erfolgen, die sie sieht. "Ihre" Kinder können besser lesen, schreiben und rechnen. Deshalb bekommen sie eher einen job und haben eine Chance, aus South-End heraus zu kommen.

GED

Was ist das eigentlich? Das ist ein Programm für Leute, die, aus welchen Gründen auch immer, ihren High School Abschluss nicht machen konnten und dies gern nachholen wollen. Und für heute waren Deutsche (also wir) eingeladen, damit beide Nationen die Chance haben, etwas über die anderen und ihre Kultur zu erfahren. Also ist ein Teil von unserer Gruppe mitgegangen um zu erzählen.
Die Amerikaner waren sehr an unserer Geschichte interessiert, am zweiten Weltkrieg, die Teilung zwischen Ost und West und über die Verhältnisse im Osten nach der Trennung. Hier hat Alex dann das Wort übernommen, wir anderen haben bloß noch verschwommene bis gar keine Erinnerungen mehr an diese Zeit. Aber Alex war schon alt genug, um sich zu erinnern.
Außerdem waren sie sehr dran interessiert, wie die Mode bei uns ist und ob wir auch solche großen Probleme mit Aids und Drogen haben wie sie hier.
Aber auf unsere Frage, was sie für einen Eindruck von uns Deutschen haben, haben sie nicht richtig geantwortet, mehr rumgedruckst und schließlich die Gegenfrage gestellt, ob wir durch unsere Geschichte geprägt sind und ob wir oft darauf angesprochen werden. Das hatten einige auch schon hinter sich. So wurde Sven zum Beispiel von einem kleinen Jungen gefragt, ob wir in Deutschland immer noch Juden versklaven, vergasen und verbrennen.
Vielleicht sollte hier jetzt noch ein Abschlusssatz stehen, aber mir fällt nichts ein, also beende ich diesen Artikel so, damit man sich die Sache von dem kleinen Jungen noch mal durch den Kopf gehen lassen kann.